Seite wählen

06.08.2019

Autor Lutz van Dijk beeindruckt durch Schilderungen aus Südafrika

Zwei Klassen hatten im Mai das große Glück, den bekannten Autor Lutz van Dijk persönlich in unserer Schule zu treffen. Vor dem Besuch konnten sich die 6b und die 9G3 zusammen mit ihren Lehrkräften intensiv auf die Lesung des Gastes vorbereiten, indem sie sich mit dem Leben und der Arbeit von Lutz van Dijk beschäftigten. So wussten sie zum Beispiel bereits, dass er in Berlin geboren wurde, lange in Hamburg gearbeitet hat und nun hauptsächlich in Südafrika lebt. Im Mai und Juni wurde außerdem eine kleine Auswahl von Fotos in unserer Schulbibliothek ausgestellt. Das Motto: „Abenteuer Lesen“, gleichzeitig ein Kapitel in dem Bildband African Kids – Eine südafrikanische Township-Tour, den Lutz van Dijk 2012 herausgegeben hat.

Weitere Einzelheiten aus dem Leben des Schriftstellers erfuhren die Schülerinnen und Schüler dann aber aus erster Hand, und das ist bekanntermaßen immer noch am spannendsten. So erzählte er, dass sein Nachname auf niederländische Vorfahren zurückgeht und er schon sehr früh zum Arbeiten in die USA ging. Als er noch nicht einmal zwanzig Jahre alt war, verdiente er dort tatsächlich etwas Geld: unter anderem als Busfahrer. Später studierte er und war zunächst Lehrer. Er war sogar fast zehn Jahre lang im Anne-Frank-Haus in Amsterdam tätig, so dass er dort auch seine Niederländisch-Kenntnisse ausbauen konnte.

Das große Interesse an (Mutter-)Sprachen hat sich Lutz van Dijk über die Jahre bewahrt: „Die erste Sprache bekommt man zum Glück geschenkt, man muss gar nichts dafür tun“, schwärmt er. Und so war es eigentlich keine Überraschung, dass er das Publikum nach eigenen Erfahrungen mit Sprache(n) befragt – und das führt zu einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Antworten: in unserer Schule haben alle Englisch (und Deutsch!) als Schulfach, manche sogar Französisch, Spanisch oder Latein. Zu Hause sprechen einige dann aber nicht unbedingt Deutsch in ihren Familien, sondern beispielsweise Albanisch, Russisch oder Türkisch. Manchmal kann Lutz van Dijk sogar auch hier ein paar Worte wechseln: Merhaba, nasılsın? „Hallo, wie geht’s?“ Iyiyim, teşekkür ederim. „Danke, gut!“ sind zwar kurze, aber dennoch wichtige Floskeln, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, zum Beispiel, wenn man die Länder bereist oder Gäste aus einem anderen Land zu Besuch hat. In Südafrika, so berichtet Lutz van Dijk, sprechen viele Menschen Xhosa, eine Sprache mit sogenannten Klick-Lauten, für das Osnabrücker Publikum eher ungewohnt, aber die anfängliche Scheu ist nach ein paar Ausspracheübungen schnell verflogen, und der Autor lobt die Lernfortschritte der Schülerinnen und Schüler.

Im Gespräch mit den Klassen lässt Lutz van Dijk aber auch nicht unerwähnt, dass der Alltag in den Townships von Gewalt und Armut geprägt ist, und er berichtet von Mbu Maloni aus Masiphumelele, dem es schon als Kind in seiner Familie nicht gut ging, und der als 15jähriger miterleben musste, wie sein bester Freund von anderen Straßenkindern erstochen wurde. Mbu hat daraufhin seine Lebensgeschichte aufgeschrieben und mit Lutz van Dijks Hilfe 2011 ein Buch daraus gemacht: Niemand wird mich töten. Die wahre Geschichte eines südafrikanischen Teenagers.

Lutz van Dijks eigene Bücher handeln auch oft von Kindern und Jugendlichen, die unter schwierigen Bedingungen in Townships wie Masiphumelele aufwachsen. Sein wahrscheinlich bekanntestes Buch ist Themba, das 2006 erschien und 2010, dem Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika, als Verfilmung in die Kinos kam. In der Geschichte geht es um einen fußballbegeisterten Jungen, der erfährt, dass er HIV-positiv ist. Von HIV und AIDS haben auch die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Schinkel schon gehört, berichten sie Lutz van Dijk, vor allem im Biologie- und Projekt-Unterricht: AIDS ist eine chronische Immunschwäche-Krankheit, die bei HIV-positiven Menschen ausbrechen kann, aber mittlerweile durch die richtigen Medikamente sehr gut zu kontrollieren ist, vor allem, wenn die Infektion frühzeitig erkannt wird und die Menschen umfassend informiert werden, zum Beispiel, wie sie eine Übertragung verhindern. Das haben sich Lutz van Dijk und sein Team von HOKISA dann auch zum Ziel gesetzt, als sie 2002 das erste Kinderhaus in Masiphumelele eröffneten. HOKISA steht für HOMES FOR KIDS IN SOUTH AFRICA, und der Autor stellt dieses Wohnprojekt in einem kurzen Film am Ende der Veranstaltung vor. Er freut sich auch sehr, als er eine kleine Geldspende überreicht bekommt, und er verspricht, diese auf jeden Fall in die Zukunft der Kinder zu investieren.

Übrigens: Anfang Juli ist das neueste Buch von Lutz van Dijk erschienen: Bis bald, Opa! Laut Ankündigung „eine Kindergeschichte zwischen Hamburg und Kapstadt“ und „ein Bild vom bunten Miteinander der Menschen am Rande eines südafrikanischen Townships.“ Außerdem gehe es darum, so der Autor selbst, „dass ein Opa mit seinem Enkelsohn ehrlich, aber mutmachend über das eigene Sterben redet“. Man darf also gespannt sein – auf das neue Buch von Lutz van Dijk und seinen Besuch im nächsten Jahr.

© N. Beer 2019