Seite wählen

14.05.2019

Costa Rica-Fahrer (Jg. 11) und UNESCO-Gruppe machen aus der Not eine Tugend

Nicht zuletzt als Ausgleich für die ungünstige Ökobilanz ihres kommenden Transatlantik-Fluges hatten sich die Costa Rica-Fahrer 2019/20 eine Waldpflanzaktion im Bereich der Noller Schlucht für Ende April vorgenommen. Daneben sollte die Aktion auch inhaltlich den ersten Teil des Austauschprojektes vorbereiten. Denn im Juni werden bereits die costaricanischen Freunde in Osnabrück erwartet und das UNESCO-Thema der Schülerbegegnung lautet „Der Wald – die Lunge der Erde“.

Nun machte das Schicksal dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Der Waldpädagoge vom Forstamt, der Buchensetzlinge besorgen und die Aktion anleiten sollte, war kurzfristig erkrankt und konnte nicht erscheinen.

Die Schüler fackelten nicht lange und entschlossen sich das Angebot Herrn Gebbes vom Lernort Noller Schlucht anzunehmen, der von der misslichen Lage erfahren hatte und spontan ein Programm von Experimenten mit anschließender Waldbegehung vorschlug.

Seid Ihr nun fit in Sachen Wald?“ wurden die Teilnehmer aus dem Costa Rica- und UNESCO-Kreis im Anschluss gefragt. „Naja, fit in jeder Hinsicht vielleicht noch nicht. Das kann man ja auch nicht bei der Vielzahl von Aspekten, die heute hier angesprochen wurden,“ antwortete ein Schüler. „Aber wir haben einen sehr guten Überblick über das Ökosystem, seine Probleme und den Wald als Kohlenstoffspeicher erhalten. Das hilft uns ein ganzes Stück weiter, wenn wir den Costa-Ricanern im Juni unseren Wald erklären müssen.“

Die Schüler hatten zuvor den Kohlendioxidausstoß vorbeifahrender PKW kalkuliert und mit der Speicherfähigkeit von eigens ausgemessenen Bäumen nebenan verglichen. Im darauf folgenden Rundgang wurden neben einer Vielzahl von Details zu Fauna und Flora die Probleme von Waldpflanzungen deutlich, die von Natur aus nicht in diese Höhenlagen gehören. Dabei entdeckte die Gruppe nicht nur die dadurch provozierten Schäden durch Borkenkäferfraß, es wurden auch kontrastiv Aspekte der natürlichen vs. künstlichen Waldverjüngung und deren Folgen für die biologische Vielfalt im Unterholz von direkt aneinander grenzenden Beständen aus naturnahem Buchenmischwald einerseits und Fichten-Monokultur andererseits einsichtig.

Im Juni werden die Schüler ihren lateinamerikanischen Freunden die für letztere fremdartig erscheinenden hiesigen Wälder als Erholungs-, Wirtschafts- und Naturraum mit all ihren Widersprüchen nahebringen. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Waldtypen incl. ihrer Höhenstufung. Die dabei zu erwartenden Erkenntnisse zur Situation mitteleuropäischer Wälder vergleichen die Projektteilnehmer beider Seiten beim Gegenbesuch schließlich mit den Herausforderungen, denen sich die tropischen Wälder Costa Ricas stellen müssen. Auch wenn dieses Land im lateinamerikanischen Kontext sicher als Vorbild im Bereich des Waldschutzes gelten kann, so ist die Situation dort keineswegs entspannt. Frühere Sünden durch Abholzung, Monokulturen und die intensive Plantagenwirtschaft machen sich lokal noch immer durch Pestizid-Verschmutzung, Wassermangel, Bodenverarmung und dem Rückgang von Biodiversität bemerkbar.